Mittelalter

Armut, hohe Steuern und Standesgrenzen bestimmen das Leben der Menschen in dieser Zeit. Ob Bauer oder Lehensherr, der Unterschied zwioschen beiden ist nicht zu überwinden. Von Geburt an wissen sie, wohin sie gestellt sind. Die Menschen leben in großen Abhängigkeiten. Zudem sind sie von Hunger und Pest bedroht.

Ein glückliches Leben gibt es letztendlich nur im Paradies. Im Jenseits liegt aber auch die Hölle als Aufenthaltsort der Sünden. Daneben tritt die Vorstellung vom Fegefeuer als ein Zwischenreich. Hier wird über den weiteren Aufenthalt der menschlichen Seele im Jenseits entschieden.

Neben dem christlichen Gott gibt es nur noch “falsche” Götter. Wichtige Tugenden sind Gehorsam und Demut gegenüber Gott und Kirche.

In dieser Zeit wirddie Mehrzahl der Klöstzer gegründet. Hier wird nicht nur Landwirtschaft betrieben. Hier lesen und kopieren Mönche die seltenen und kostbaren Bücher. Es ist deshalb kein Zufall, dass in dieser Zeit Alessandro dello Spina die Brille erfindet. Die Klöster entwickeln sich zu mächtigen geistigen Zentren. Im Mttelpunkt des Denkens steht die Bibel, die Heilige Schrift der Christen, und damit Gott. Die Schrift wird zitiert, übersetzt, kommentiert und ausgelegt. Das Denken der Antike wird im christlichen Sinne umgedeutet. Mit der Theologie, der Lehre von Gott, entsteht eine neue Wissenschaft. Auch die Erforschung der Natur ist abhängig von den Aussagen der Heiligen Schrift und den Ergebnissen der Theologie. Neugierde ist lange Zeitein Ausdruck der Sünde.

Nur die Kirche kann die Sakramente spenden und damit letztlich das Seelenheil des Menschen retten. Wer anderes denkt oder behauptet, wird verfolgt. Nicht alles darf gesagt oder geschrieben werden. Verrat, Folter und Tötung sind die unerbittlichen Werkzeuge der Inquisition. Große Kriege werden gegen die verschiedenen Formen der Ketzerei geführt. Die Kreuzzüge wollen das Heilige Land befreien und richten sich militärisch gegen eine andere Religon, die mit einem ähnlichen Anspruch wie das Christentum auftritt – den Islam.

Neben Adel, König- und Kaisertum ist die Kirche eine wichtige weltliche Macht. Aber auch sie kann letztlich den Zerfall der Einheit des Römischen Reiches nicht aufhalten. Die kulturelle und politische Entwicklung im Oströmischen Reich, mit dem Zentrum in Konstantinopel, wird selbstständiger und koppelt sich zunehmend von der Entwicklung im Westen ab.

An den Universitäten ist die Theologie die höchste Wissenschaft. Es entwickelt sich die Scholastik. Nach strengen Regeln wird über Gott und seine Welt nachgedacht. Glaube und Vernunft bilden keinen Widerspruch. Ganz im Gegenteil; Verschiedentlich wird der Versuch unternommen, Gott durch die menschliche Vernunft zu beweisen. Hier findet denn auch die Philosophie ihre Bestimmung. Sie ist die Magd der Theologie.

Erst sehr spät wird durch Übersetzungen und Kommentare jüdischer und arabischer Gelehrter das ganze Werk des Aristoteles zugänglich. Thomas von Aquin unternimmt es, die Philosophie des Aristoteles mit dem christlichen Denken umfassend zu verbinden.

Aber zum Ende des Mittelalter erstarrt das Denken in der reinen Wiederholung dessen, was schon gedacht wurde. Nur zögerlich setzen sich andere Denkweisen durch. Der menschliche Geist darf sich in engen Grenzen an die Erforschung der Schöpfung wagen, ohne die Allmacht Gottes in Frage zu stellen.

Am Ende dieser Zeit ist die Stellung des Menschen in der Welt zwiegestalten.. Einerseits besitzt jeder Mensch als Ebenbild Gottes eine besondere Würde. Andererseits gilt er durch die Erbsünde von Grund auf verloren und verderbt.

Gedankengut wälzen

  • Die Grundfrage: Kann Gott sich Aufgaben stellen, die er nicht lösen kann?
  • Die moralische Frage: Ist etwas verboten, nur weil es verboten ist?
  • Die Grenzfrage: Kann ich nur glauben, was ich weiß?

Ja, das ist schlechterdings so wahrhaft, dass auch nicht einmal gedacht werden kann, es sei nicht. Denn man kann denken, dass etwas sei, von dem man nicht denken, es sei nicht; das (jedoch) ist größer als dasjenige, von dem man denken kann, es sei nicht. Wenn man deshalb von dem, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, denken allem anderen außer Dir lässt sich allerdings denken, es sei nicht. Deshalb hast Du allein am wahrsten von allem und daher am meisten von allem das Sein, weil alles, was es sonst gibt, das Sein nicht derart wahrhaft und deshalb wenig hat. Warum also sprach der Tor in seinem Herzen: es ist kein Gott?

1077-78 n. Chr. Anselm von Canterbury “Proslogion/Anrede