Aufklärung
Alles wird geprüft
Wer etwas über die Welt und den Menschen erfahren will, ist nicht auf fremde Mächte angewiesen. Kirche, Kaiser, Könige sind nicht länger die Herren und Hüter der Wahrheit. Jede Aussage wird nun dem Gerichtshof der Vernunft vorgelegt. Der Mensch entscheidet selbst, was wahr und richtig, anmgemessen und klug ist.
Ob es sich um das Erkenntnisvermögen, die Ordnung der Natur oder das menschliche Zusammenleben handelt: Das Licht der Vernunft dringt in bisher ausgeleuchtete Bereiche.
Man muss in die Welt hinausgehen und genau hinsehen und hinhören um etwas zu erfahren. Denn die menschliche Erkenntnis stammt aus der (Sinnes-) Erfahrung. Beobachtung und nicht Einbildung oder das Nachdenken des schon von anderen Gedachten ist dafür die Grundlage. So wird in England und Schottlan philosophiert.
Nichts isr im Verstand, das zuvor nicht in den Sinnen ist: Riechen, Schmecken, Fühlen und Sehen liefern das Material, aus dem die Vernunft ihre Erkenntnisse bildet. Dies ist die Überzeugung von John Locke. David Hume warnt davor, bloße “Erdichtung” und “Luftschlösser” für eine Erkenntnis der Wirklichkeit zu halten. Der menschlichen Erkenntnis sind Grenzen gesetzt, die jetzt nach und nach ab geschritten werden. Je tiefer das Verständnis der Natur ist, umso weniger wird an Wunder geglaubt. Die Vernunft steigt zur höchsten Instanz auf: Sie prüft alle möglichen Erkenntnisse.
- Gedankengut wälzen
- 1. Die Grundfrage: Wann ist Vernunft unvernünftig?
- 2. Die moralische Frage: Ist derjenige frei, der tut und lässt, was er will?
- 3. Die Grenzfrage: Ist das Neuere auch das Bessere?
Diese Zeit bezeichnete Immanuel Kant als Zeitalter der Kritik. Kritik bedeutet “beurteilen, entscheiden, unterscheiden”. Jeder ist aufgefordert, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, selbst zu denken, selbst zu entscheiden. Ins eigene Denken werden nach und nach auch die politischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte des menschlichen Zusammenlebens einbezogen: Ist die absolute Monarchie wirklich die beste aller Regierungsformen ? Ist die feudale Gesellschaft wirklich die beste Form des Zusammenlebens? Welche Konsequenzen für die Lebensweise der Menschen hat die Umwandling der Mnufakturen in Fabriken, in denen Maschinen zum Einsatz kommen?
Es ist nicht ungefährlich, so zu fragen. Manchen Denkern droht Schreibverbot, Verfolgung und Gefängnis. Immer noch werden Hexen verbrannt. Kirche und Staat wollen nichts von ihrer Macht abgeben.
In Flugblättern, Streitschriften und Büchern werden die neuen Ideen öffentlich vorgestellt und erörtert. Die achtunddreißigbändige Enzyklopädie aus Frankreich verbreitet das wissentschaftliche Wissen der Zeit. Erst jetzt wird Latein als Sprache der Philosophie durc die jeweilige Landessprache ersetzt. Die Bildung und Erziehung des ganzen Menschengeschlechts ist das erklärte Ziel der Aufklärung.
Es ist nur eine Frag der Zeit und der Anstrengung des Menhen, den Menchen von seinen Ketten zu befreien. Rousseaus demokratisches Ideal wird zur Grundlage zweier weltverändernder Revolutionen. In der Amerikanischen Revolutionr werden erstmals die bürgerlichen Freiheits- und Menschenrechte festgeschrieben. Im Mittelpunkt der Französischen Revolution steht die Forderung nach Freiheit , Gleichheit und Brüderlichkeit. Die Durchsetzung dieser Ideale erfolgt überall und nicht gewaltfrei. Kämpfe in Frankreich und Übersee begleiten die Revolutionen. Im Namen der Vernunft wird in Frankreich eine Schreckensherrschaft errichtet.
Nicht zuletzt darauf reagiert auch die Philosophie. Den Denkern der Aufklärung wird vorgehalten, jedes vernünftige Maß verloren zu haben. Aus Vernunftgründen fordern einige die Einschränkung der Diktatur der Vernunft. Dies ist Aufklärung über die Aufklärung.